Gedanken zum Krieg: Hannes Wader – Es ist an der Zeit (Veröffentlicht am 03.07.2024)
Eines der bekanntesten deutschen Lieder gegen den Krieg ist „Es ist an der Zeit“ von Hannes Wader. Melodisch und inhaltlich angelehnt an den Song „No Man’s Land“ von Eric Bogle aus dem Jahr 1980, der auch als „The Green Fields of France“ bekannt geworden ist, beschreibt es den Besuch am Grab eines im Ersten Weltkrieg in Frankreich gefallenen und dort beerdigten jungen Soldaten und klagt in schonungslosen Worten die politischen Mechanismen an, insbesondere junge Menschen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen rücksichtslos auf Schlachtfeldern zu verheizen. Das Lied endet mit der Hoffnung, dass sich immer mehr Menschen bereit finden werden, sich dem zu widersetzen und einen weiteren Weltkrieg zu verhindern.
Die Erstveröffentlichung der deutschen Version erfolgte im Jahr 1980 auf Hannes Waders Album „Es ist an der Zeit“, das Original „No Man‘s Land“ von Eric Bogle wurde zuerst auf dessen Album „Now I´m easy“ (1980) veröffentlicht.
Hörenswert ist insbesondere die im Jahr 2014 gemeinsam von Hannes Wader, Reinhard Mey und Konstantin Wecker gesungene deutsche Version.
Es ist an der Zeit
Weit in der Champagne im Mittsommergrün,
dort, wo zwischen Grabkreuzen Mohnblumen blüh‘n,
da flüstern die Gräser und wiegen sich leicht
im Wind, der sanft über das Gräberfeld streicht.
Auf Deinem Kreuz finde ich, toter Soldat,
Deinen Namen nicht, nur Ziffern, und jemand hat
die Zahl neunzehnhundertundsechzehn gemalt,
und Du warst nicht einmal neunzehn Jahre alt.
Ja, auch Dich haben sie schon genauso belogen,
so wie sie es mit uns heute immer noch tun.
Und Du hast ihnen alles gegeben – Deine Kraft, Deine Jugend, Dein Leben.
Hast Du, toter Soldat, mal ein Mädchen geliebt?
Sicher nicht, denn nur dort, wo es Frieden gibt,
können Zärtlichkeit und Vertrauen gedeih‘n.
Warst Soldat, um zu sterben, nicht um jung zu sein.
Vielleicht dachtest Du Dir, ich falle schon bald,
nehme mir mein Vergnügen, wie es kommt, mit Gewalt.
Dazu warst Du entschlossen, hast Dich aber dann
vor Dir selber geschämt und es doch nie getan.
Ja, auch Dich haben sie schon genauso belogen …
Soldat, gingst Du gläubig und gern in den Tod?
Oder hast Du, verzweifelt, verbittert, verroht,
Deinen wirklichen Feind nicht erkannt bis zum Schluss?
Ich hoffe, es traf Dich ein sauberer Schuss.
Oder hat ein Geschoss Dir die Glieder zerfetzt?
Hast Du nach deiner Mutter geschrien bis zuletzt,
bist Du auf Deinen Beinstümpfen weitergerannt,
und Dein Grab, birgt es mehr als ein Bein, eine Hand?
Ja, auch Dich haben sie schon genauso belogen …
Es blieb nur das Kreuz als einzige Spur
von Deinem Leben, doch hör meinen Schwur,
für den Frieden zu kämpfen und wachsam zu sein.
Fällt die Menschheit noch einmal auf Lügen herein,
dann kann es gescheh‘n, dass bald niemand mehr lebt,
niemand, der die Milliarden von Toten begräbt.
Doch längst finden sich mehr und mehr Menschen bereit,
diesen Krieg zu verhindern, es ist an der Zeit.
Ja, auch Dich haben sie schon genauso belogen …
(Titelfoto: Grabkreuz auf dem Soldatenfriedhof Kruchten-Schwarzenbruch,
September 2022)
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